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Review - Objektive für den Fototrip Island


Objektiv Review: Fotorucksack für Sportfotografen von Evoc CP26L mit den ausgewählten Objektiven von Canon und Sigma für die Island Fotoreise


Die Wahl des richtigen Objektivs ist entscheidend für das finale Foto und meiner Meinung nach viel wichtiger, als die Wahl der Kamera. Das Objektiv bestimmt den Bildausschnitt, die Menge an Licht, die den Bildsensor oder Film erreichen kann, die Tiefenschärfe und die Kompression in einem Foto und vieles mehr. Mit diesem kleinen Rückblick auf die Island Fotoreise, welche hauptsächlich durch Landschaftsfotografie und Wildlife Motive geprägt war, reflektiere ich meine Wahl an eingesetzten Objektiven und ziehe ein Fazit. Ich greife für diesen Artikel die „Extreme“ heraus und stelle sowohl Glanzlichter als auch negative Auffälligkeiten der Ausrüstung in Hinsicht auf die Objektive vor. Zum Teil ist dieses Review auch für mich neue Erkenntnis nach dieser intensiven Fotoreise nach Island.


 

Canon EF 16-35mm f/4 L IS


Das EF 16-35mm f/4 L IS ist schon seit vielen Jahren mein treuer Weitwinkelzoom Begleiter und ein regelrechtes Arbeitstier. In Island war es faktisch mit der EOS 5DSR verheiratet. Fast alle Weitwinkelfotos gehen auf das Konto des 16-35. Das EF 16-35 f/4 L IS Objektiv zeigt für mich im Praxisalltag kaum Schwächen. Optisch ist es über jeden Zweifel erhaben. Schon ab Offenblende ist es von Bildrand zu Bildrand scharf, auch im kritischen Ultraweitwinkelbereich. Abblenden verbessert die Schärfe nur marginal. Farbfehler (Aberrationen) sind praktisch nicht vorhanden. Der Autofokus ist schnell und sehr treffsicher. Der Bildstabilisator ist sehr effektiv und ermöglicht absurd lange Belichtungszeiten aus der Hand. In Island habe mit Stativ arbeitend trotzdem oft manuell fokussiert. Das funktioniert auch sehr gut; der Fokusring läuft weich und gedämpft. Von der Naheinstellgrenze bis unendlich ist der Fokusweg eine Viertelumdrehung. Das ist ausreichend, könnte aber etwas länger sein.



Das EF 16-35 f/4 L IS Objektiv zeigt für mich im Praxisalltag kaum Schwächen.


Das Objektiv liegt super in der Hand, ist nicht schwer und ist trotz Kunststoffbauweise sehr robust. Eine Filtermontage ist super möglich, ohne Vignettierung, zumindest mit meinem Haida Filtersystem. Ganz ehrlich: Meiner Meinung nach kann eigentlich nichts Entscheidendes verbessern am EF 16-35mm f/4 L – es ist einfach komplett. Eine größere Offenblende von f/2.8 benötige ich für Landschaften nicht. In Island habe ich, um eine hohe Tiefenschärfe zu erzielen, oft weit nördlich von Blende f/8 fotografiert.

Aber wünschen kann man sich ja trotzdem was: Canon, macht doch bitte ein RF Objektiv aus dem EF 16-35mm f/4 L IS und spendiert dem RF Nachfolger noch etwas mehr Weitwinkel ohne das Gewicht zu erhöhen. Super wären 15mm oder sogar 14mm. Das kann man als Landschaftsfotograf wirklich immer sehr gut gebrauchen!


 Island Skogafoss Wasserfall: In Island habe ich oft mit stark geschlossener Blende fotografiert, um eine hohe Tiefenschärfe zu erzielen. Im oft kritischen Ultraweitwinkelbereich ist das EF 16-35 f/4 L IS scharf von der Bildmitte bis zum Rand - auch weniger stark abgeblendet.

In Island habe ich oft mit stark geschlossener Blende fotografiert, um eine hohe Tiefenschärfe zu erzielen. Im oft kritischen Ultraweitwinkelbereich ist das EF 16-35 f/4 L IS scharf von der Bildmitte bis zum Rand - auch weniger stark abgeblendet.

Canon EF 16-35mm f/4 L IS | 17mm | f/14 | 1/5s






Canon RF 24-105mm f/4 L IS




In Island kam das neue RF 24-105 das erste Mal richtig zum Einsatz. Ich hatte es vorher als Kit Objektiv mit der EOS R gebraucht erworben und wollte es eigentlich direkt wieder verkaufen. Denn, ich habe schon ein sehr gutes Normalzoom Objektiv in meiner Ausrüstung. Das EF 24-70mm f/2.8 L II. Auch vor der Reise schwankte ich hin und her und haderte, welches dieser beiden Objektive ich mitnehmen sollte. Das Neue oder das Altbewährte? Ich entschied mich für das neue RF 24-105mm – was für eine gute Entscheidung! Die größere Lichtstärke von f2.8 des 24-70 gegenüber f/4 des 24-105 wäre für Landschaftsfotografie sowieso selten benötigt worden. Dagegen hat das 24-105 am langen Ende etwas mehr Tele – und um genau zu sein: Der Unterschied zwischen 70mm und 105mm macht eine großen Unterschied!



Das Neue oder das Altbewährte? Ich entschied mich für das neue RF 24-105mm – was für eine gute Entscheidung!

Das neue RF 24-105mm Objektiv von Canon zeigt im Gebrauch faktisch keine Schwächen. Es löst über das gesamte Bild im gesamten Zoom- und Blendenbereich hervorragend auf. Abblenden verbessert die Schärfe nur noch leicht. Farbfehler (Aberrationen) sind minimal, leicht zu korrigieren und viel weniger vorhanden als noch beim EF Vorgängerobjektiv. Der Autofokus ist rasend schnell, leise und extrem treffsicher an der EOS R. Autofokus (Face-) Tracking ist sehr flüssig und funktioniert mit dem nativen RF Objektiv schneller und präziser als mit manchen adaptierten EF Objektiven an der EOS R. Das Objektiv ist merklich leichter und auch etwas kleiner als z.B. das EF 24-70mm f/2.8. Der Bildstabilisator ist sehr effektiv und ermöglicht spürbar längere Verschlusszeiten aus der Hand. Einziger kleiner negativer Punkt, der mir aufgefallen ist, ist die Haptik bei der Nutzung mit Handschuhen. Ich habe öfter den Zoomring „gesucht“ mit meiner Hand. Der taktile Unterschied zwischen Zoom-, Fokus- und neuerdings dem Steuerungsring ist nicht mehr ganz so groß, wie es an vielen älteren EF Objektiven der Fall war.

Gletscherbrücke in Island auf einer Gletscherhöhlentour. Schwarz Weiss.

Alles in allem ist das RF 24-105mm ein sehr vielseitig einsetzbares und ein „komplettes“ Objektiv – von Weitwinkel bis moderates Tele sind alle Brennweiten in diesem Objektiv vereint. Und diese sind alle uneingeschränkt nutzbar, weil das Objektiv keine merklichen Schwächen in bestimmten Brennweiten zeigt. In Island war es mein meistgenutztes Objektiv – es war wie festgeschraubt an der EOS R und hat die Kamera selten verlassen. Weiterhin habe ich meine Ursprungsidee, das Objektiv direkt wieder zu verkaufen, nach Island ganz schnell wieder verworfen. Das RF 24-105mm f/4 L IS ist bis heute fester Bestandteil meiner Ausrüstung und wird es bleiben. Es kommt immer dann zum Einsatz, wenn die Lichtstärke des 24-70 f/2.8 (Sportfotos, Portraits, Hochzeiten, available light Fotografie in Innenräumen) nicht unbedingt gebraucht werden. Es ist perfekt geeignet für Landschaftsfotografie, Reisen, Spaziergänge, Dokumentationen und Reportagen draußen, und es ist auch ein Objektiv, was sich hervorragend zum Filmen eignet.


Island Strand Vik: Das Canon RF 24-105mm f/4 L IS ist perfekt geeignet für Reisen. In Island war es mein meistgenutztes Objektiv.

Das Canon RF 24-105mm f/4 L IS ist perfekt geeignet für Reisen. In Island war es mein meistgenutztes Objektiv.

Canon RF 24-105mm f/4 L IS | 24mm | f/8 | 1/1000s





Canon EF 70-200mm f/2.8 L IS II

Canon EF 300mm f/2.8 L IS



Manch einer denkt bei atemberaubenden Landschaftsfotos vielleicht direkt an den Einsatz von Weitwinkelobjektiven und wird sich jetzt vielleicht fragen: Teleobjektive in der Landschaftsfotografie? Oh ja! Ich bin großer Fan von Tele-Landschaftsfotos. Eine interessante Komposition ist durch den kleineren Bildwinkel manchmal sogar einfacher zu finden als bei weiten, großen Bildwinkeln. Die Kompression bei Tele-Bildern fasziniert mich immer wieder und kann ein effektives gestalterisches Mittel sein. Die beiden Teleobjektive, die ich mit nach Island nehmen konnte, gehören nicht nur in der Canon-Welt zum Besten, was Geld kaufen kann. Sie lassen technisch, haptisch, funktionell und optisch eigentlich keine Wünsche offen. Naja, sie könnten leichter sein. Aber sonst?



Die beiden Teleobjektive, die ich mit nach Island nehmen konnte, gehören nicht nur in der Canon-Welt zum Besten, was Geld kaufen kann!


Die Schärfe ist bei beiden Objektiven ab Offenblende - beim 70-200 auch über den gesamten Zoom-Bereich - perfekt, ohne nennenswerte Farbfehler (Aberrationen). Der Autofokus ist bei beiden Linsen superschnell und treffsicher. Die Bildstabilisatoren arbeiten effektiv. Die Objektive sind extrem robust und aus Metall gefertigt, um langem, rauem Einsatz zu trotzen, inkl. „weather sealing“.

Island Strand in Vik: Möwen im Sturm mit dem Canon EF 300mm f/2.8 L IS.

Beide Objektive sind mit Telekonvertern kompatibel und erzeugen bei verlängerter Brennweite (z.B. 420mm bei f/4 bei Nutzung des 1,4x Telekonverters mit dem EF 300mm f/2.8) immer noch sehr brauchbar scharfe Bildergebnisse. Bezogen auf Island reflektiere ich den Einsatz des 70-200 so, dass ich mir für viele Bedingungen etwas mehr Tele gewünscht habe - 200 mm Brennweite reichten oft nicht. Und in diesen Augenblicken immer schnell das „kleine“ 300er zücken und montieren war nicht wirklich praktikabel, zumal die Festbrennweite manchmal weit entfernt im Auto lag. Und hatte ich schon gesagt, dass beide Objektive schwer sind? Ein Objektiv, was die Stärken und Brennweiten beider Objektive vereint gibt es nativ leider nicht. Ein lichtschwächeres Zoomobjektiv, wie das traumhafte neue RF 100-500mm f/4.5-7.1 L IS, wäre für Island sicherlich für die meisten Motive eine optimale Wahl mit deutlich mehr Brennweite gewesen.


Hatte ich schon gesagt, dass beide Objektive schwer sind?


Islandpferde vor epischer Kulisse mit verschneiten Bergen mit dem Canon EF 300mm f/2.8 L IS

Die großen Offenblenden von f/2.8 habe ich nicht sehr häufig benötigt, da ich in Island häufig abgeblendet fotografiert habe, auch mit den Teles. Und trotzdem: In ganz seltenen Fällen geht dann doch nichts über die Lichtstärke einer Supertele Festbrennweite und der dazugehörigen Unschärfe außerhalb des Fokusbereichs (aka Bokeh). Ich bin mir nicht sicher, ob ich das 300er zu Hause lassen würde, hätte ich z.B. ein 100-500 zur Hand. Hätte ich die Möglichkeit, würde ich dem 100-500er aber in Zukunft sicher den Vorzug vor einem 70-200er geben für eine Fotoreise wie Island. Eine Argumentation über Equipment auf diesem Niveau bliebe aber so oder so im Bereich der Marke „Luxusproblem“. Im wahrsten Sinne des Wortes.



Sonnenuntergang Island: Teleobjektive in der Landschaftsfotografie? Oh ja! Mit Tele-Objektiven ist durch die Kompression im Bild und dem kleineren Bildausschnitt eine interessante Komposition oft nicht schwer zu finden.

Teleobjektive in der Landschaftsfotografie? Oh ja! Mit Tele-Objektiven ist durch die Kompression im Bild und dem kleineren Bildausschnitt eine interessante Komposition oft nicht schwer zu finden.

Canon EF 70-200mm f/2.8 L IS II | 200mm | f/7.1 | 1/1250s




Sigma 20mm f/1.4 Art



Das Sigma 20mm Art ist ein einzigartiges Objektiv. Es ist das lichtstärkste Vollformatobjektiv mit Autofokus und einer so geringen Brennweite. Optisch ist es hervorragend und sehr, sehr scharf! Es ist sogar schon sehr gut direkt ab Offenblende nutzbar. Bei f/1.4 ist die Bildmitte schon sehr gut aufgelöst; die Bildecken sind ein wenig weichgezeichnet. Leicht abgeblendet, ab ca. f/2.5, ist das Sigma 20mm Art extrem scharf bis in die Ecken mit auffallend hohem Mikrokontrast und wenig Farbfehlern (Aberrationen). Im Prinzip ist es leicht abgeblendet optisch perfekt.


Das Objektiv ist schwer wie ein Ziegelstein. Es wiegt über 1 kg.


Ansonsten weist es leider viele Schwächen auf, die auf dem Papier nicht so wichtig erscheinen, in der Praxis jedoch sehr wichtig sind. Das Objektiv ist schwer wie ein Ziegelstein. Es wiegt über 1 kg. Das Frontelement ist riesig, gewölbt und ungeschützt. Es muss daher im Einsatz vorsichtig behandelt werden. Im rauen Outdoorfoto-Alltag ist das selten von Vorteil. Eine Filtermontage ist nicht möglich. Die Blende von f/1.4, die bauartbedingt Grund für das hohe Gewicht des Objektivs ist, wird für Landschaften wie in Island selten benötigt, außer fürs Fotografieren bei Nacht.

Nordlichter in Island mit dem Sigma 20mm f/1.4 Art.

Für diesen Zweck hatte ich das Objektiv eigentlich mitgenommen: Um Nordlichter und Sterne zu fotografieren. Hier war mir allerdings der Bildwinkel mit 20mm oft nicht weit genug. Eine Brennweite von 20mm ist weit, aber nicht superweit. Der Unterschied zu 15mm, 16mm oder sogar 17mm ist riesengroß, sodass ich dafür lieber auf mein Fisheye zurückgegriffen habe. Die Autofokus Performance des Sigma 20mm Art ist ehrlich gesagt ein Witz. Selbst nach penibler Autofokus Mikroeinstellung ist es an der DSLR faktisch unbrauchbar und nicht verlässlich präzise (getestet an der EOS 5DSR, EOS 5D MarkIV, EOS-1D X). An der spiegellosen EOS R ist der Autofokus deutlich verbessert. Hier macht die Nutzung allerdings aufgrund des hohen, front lastigen Gewichts plus Adapter nur wenig Spaß.


Die Autofokus Performance des Sigma 20mm f/1.4 Art ist ehrlich gesagt ein Witz.


Weniger schlimm ist ein miserabler Autofokus im Stativeinsatz unter Nutzung des manuellen Fokus. Sehr ärgerlich ist es allerdings z.B. bei spärlich beleuchteten Events, wo Autofokus unabdingbar ist und das Sigma dank seiner f/1.4 Blende eigentlich gut einsetzbar wäre. Alles in Allem wollte ich das Objektiv gerne gut finden und auf dem Papier verspricht es ungeahnte, kreative Möglichkeiten. In der Praxis hat es sich allerdings wie schwerer Ballast angefühlt und immer wenn es zur Entscheidung gekommen ist, ob ich das Sigma Art brauche für das nächste Foto, habe ich mich lieber für das EF 16-35mm oder das Fisheye entschieden. Da es sich für andere Einsätze ebenfalls als sperriges und wenig hilfreiches Tool erwiesen hat, habe ich es mittlerweile verkauft und vermisse es nicht. Abgelöst wurde es in meiner Ausrüstung durch ein anderes lichtstarkes Weitwinkelobjektiv: Das Canon EF 24mm f/1.4 L II.


Island bei Mondschein mit dem Sigma 20mm f/1.4 Art.

Das Metier des Sigma 20mm f/1.4 Art: Available Light Fotografie aus der Hand und ohne Stativ. Für dieses Foto reicht Mondlicht und ein Kamerabildschirm für die Belichtung.

Sigma 20mm f/1.4 Art | 20mm | f/1.4 | 1/30s



 


Produkteinzelfotos mit freundlicher Genehmigung von the-digital-picture.com. Danke!


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